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Walperkirchhof
Nachdem das Benedictiner Nonnenkloster von der Wachsenburg auf einen Berg in die Nähe von Arnstadt verlegt worden war, erhob sich dort hinauf eine große Wallfahrt, so daß nicht zu bestimmen ist, ob der Bergwald auf dessen Rücken mehr von der heiligen Walpurgis, der das Kloster geweiht war, oder vom Wallen den heute noch üblichen Namen des Walperholzes bekam. Im Jahr 1309 wurde dieses Kloster feierlich in die Stadt verlegt, und die Gebäude abgebrochen; wo es stand, führt noch eine alte Stätte über einer steilen Felsenwand den Namen des Walperkirchhofes.
Es ist dort, der Sage nach, nicht geheuer, und wandelnde Nonnen lassen sich auf einsamen Waldpfad blicken. Vom Walperkirchhof senkt sich der Berg an der hintern Seite ziemlich abschüssig nach dem Hopfen-Grunde hinab, in welchem Berggärten sich befinden, die früher mit Hopfen und Wein bebaut wurden. Dort herum ist früher auf Bergschätze gesucht worden, und man findet noch heute im Walde die Tellen; eine ist gleich da, wo der Holzweg wendet und der Wald beginnt. Dort stand vor Alters ein Baum, mit einer 3 und einem Kreuz gezeichnet. Ein altes geschriebenes Bergbuch berichtet, daß dort über einem Weinberg gegen Mittag ein Loch sich befinde, dahinein 7 Stufen geführt, 7 Lachter tief, ohne Wasser, darin ein Silbererz von 23 Procent breche. Ferner sagt das Buch von einem andern Schacht: Von der Walperkirchen gegen Morgen in dem langen, tiefen, engen Schlüfter oder wüsten Wassergraben zeigt sich das Loch in demselbigen hohlen Weg. Es ist ellentief verschüttet und zugemacht. Elf Stufen sind trocken hinein, da bricht ein gediegen Silbererz in einem schwarzen Felsgestein, zwei Lachter breit, 1 Ellen dick, und 4 Lachter lang gen Morgen. Der Centner 23 Pfund reines Silber.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung