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Vom Dorfe Apfelstädt
Den Namen des Dorfes Apfelstädt ohnweit Gleichen haben Manche vom Apollo herleiten wollen, die gewißlich irrten, wenn auch mancher thüringische Ortsname auf Heidengötter unverkennbar hindeutet. Diese Apollo oder Sonnenstadt soll in dem nahe dabei befindlichen Hain, wie noch ein Theil des untern Dorfes genannt wird, ihren Tempel gehabt haben, an dessen Stelle hernach die Marienkirche erbaut wurde. Sonst wurde Apfelstädt mit zu der sogenannten Thüringischen Grafschaft an der schmalen Gera gerechnet. Es hat der Ort von Alters her manche Freiheit, so z. B. einen Schöppenstuhl.
Von der Kirche hat sich folgende Sage erhalten. In Apfelstädt diente eine fromme Magd, Namens Walpurgis, welche gern ein Gott wohlgefälliges Werk stiften wollte. Sie wandte daher ihren ganzen Lohn und ihr ganzes Erbe daran und ließ eine kleine Kapelle erbauen. Später wurde dann ein Thurm daran gebaut und die Kapelle vergrößert. Beim Thurmbau zeigte sich ein Einwohner also mild und hülfreich, daß er täglich mit 4 Pferden Steine, Holz und Kalk herbeifuhr, bis der Bau zu Stande gekommen war.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung