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Vom Schloß Wachsenburg
Schloß Wachsenburg war zuerst ein Mönchskloster, das ein Abt Meingoth von Hersfeld um 950 erbauen ließ und mit Mönchen besetzte. Auf demselben Berg hat aber früher schon ein Benedictiner - Nonnenkloster gestanden. In alten Zeiten hat es Wassenburg geheißen. Es wechselte die Gebieter oft und kam auch durch Pfandschaft an die landschädliche Familie Vitzthum, und als Busso von Vitzthum sich darauf aufhielt, wurde die Burg von den Erfurtern belagert, nachdem er seiner Güter und Lehne verlustig erklärt war. Von fünf Seiten wurde das feste Schloß beschossen, doch dauerte die Belagerung fast vier Wochen lang. Noch sind als Wahrzeichen dieser Belagerung zwei steinerne Kugeln droben an den Gebäuden eingemauert.
Vierzig Bergleute minixten einen Gang, kamen bis unter die innerste Brücke, und es stürzte ein großes Stück Mauer um, und als das Schloß in der Gewalt der Belagerer war, die Besatzung gefangen, und großes Gut und Geld in ihren Händen, posaunten und pfiffen sie die ganze Nacht.
Später, 1472, wurde ihnen das bitter gedacht, als die Vitzthume Erfurt an 9 Ecken anzünden ließen, und den Lästernamen, die Brandmeister, den sie schon lange im Lande führten, aufs Neue bewährten. Das Nonnenkloster, welches ein Graf von Käfernburg in St. Walpurgis Ehre auf dem Berg der Wassenburg hatte erbauen lassen, ist später von dort verlegt und auf den Walpurgisberg (Walperberg) bei Arnstadt aufgerichtet worden.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung