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Der Mordgarten
Am nordöstlichen Fuß des Burgberges Gleichen ist ein von Bäumen umschatteter Platz, den das Volk den Mordgarten nennt. Mancher Zweikampf ist dort vorgefallen. Vor hundert Jahren liebten ein Gothaischer Kammerjunker von Bose und ein hessischer Dragonerlieutenant von Buttler zugleich ein schönes Mädchen, das in Arnstadt wohnte und den Erstgenannten begünstigte. Sein unglücklicher Nebenbuhler sann darauf, sich zu rächen, suchte Händel, fand sie beim Spiel, und der einsame Baumgarten im Freudenthale wurde zum Kampfplatz erwählt. Pistolen waren die Waffe; auf den ersten Schuß v. Buttlers fiel v. Bose entseelt nieder. Die trostlose Geliebte des Gefallenen, der das Freudenthal auf immer zum Jammer- und Trauerthal wurde, und welche in banger Vorahnung dem Geliebten am Morgen sein Todtenhemd zugesandt hatte, darin er auch beerdigt wurde, ließ ihrem gefallenen Freund ein einfaches steinernes Kreuz nahe beim Mordgarten setzen, mit der Inschrift:
Herr
CHRISTIAN FRIEDRICH CARL V. BOSE
wurde hier getödtet den 9. Maerz A.(nno) 1717.
Mein Blut hat mich befreit
Von der Höllen Rachen,
Mein Blut hier um Rache schreit,
Gott befehl ich meine Sachen.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band III S. 118-119