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Päpstliche Mordbrenner in Thüringen
Der starke Sohn Thüringens, Doctor Martin Luther, hatte den Thron des Papstes erschüttert und dessen Herrschaft gewaltigen Eintrag gethan; das Unwetter des Bauernaufruhrs war vorbei, aber wegen des Schmalkaldischen und deutschen Krieges schwere Zeit genug. Da sandte, nach der gemeinen Sage, der Papst Mordbrenner aus in die deutschen und zumal in die Thüringischen und Meißnischen Lande, und es wurde unermeßlicher Schaden durch dieselben angerichtet.
Die Feuer waren nicht zu zählen, die durch sie aufgingen; so brannten sie Eisleben, Kindelbrück, Erfurt (einigemale), Apolda, Weimar und andre Städte an, Eimbeck brannte ganz aus, und viele Menschen kamen in dem Feuer um. Ein großer Theil von Nordhausen ging in Flammen auf, Günthersberg deßgleichen, wo man einige der Mordbrenner fing und sie mit glühenden Zangen zerriß. Sulza an der Ilm wurde ebenfalls fast ganz ausgebrannt, und die ergriffenen Mordbrenner zu Jena gebraten.
Im Webicht, einem Walde nahe bei Weimar, wurde einer ergriffen, der nannte sich Jacomo Juliano und bekannte, daß ihn ein päpstlicher Hauptmann um Geld gedungen, in diesem Lande zu brennen, das sei ein verdienstliches Werk, und bringe Vergebung der Sünden. Er nannte auch noch fünf seiner Gesellen und sagte, daß sie in hölzernen und messingnen Büchsen weißes und schwarzes Giftpulver bei sich führten. Darum ließen mehre der protestantischen Fürsten offene Schreiben im Druck ausgehen, und man nannte heimlich und laut Anstifter und Theilnehmer dieses Unwesens und zeichnete sie nach Namen, Gestalt und Kleidung. Es wurden ihrer auch in Weiberkleidung gesehen und ergriffen.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung