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Die Flegler

Es war wirre und wilde Faustrechtzeit im ganzen deutschen Reich. Die Ritter und Edeln hatten mehr als ein Beispiel landschädlicher und aufrührerischer Zusammenrottung gegeben, es war kein Wunder, wenn auch das Volk hie und da Lust bekam, solchen Beispielen zu folgen. Da sammelte sich um das Jahr 1412 um einen Stegreifritter, Friedrich von Heldrungen, ein großer Haufe gemeinen Volkes, Bauern, Waldleute, u.a. aus den Harzgegenden, und zogen umher mit Aexten und Dreschflegeln, Mistgabeln und Schürbäumen, und wollten Befreiung von allen Lasten, Gütergemeinschaft und Herrenlosigkeit. Diese Rotte zog im Lande herum sengend und brennend, plündernd und raubend, und ihr Thun war, wie es in einem alten Gedicht von ihnen heißt:

– toben als rasend Hund
„Gemein! gemein!„ schrien sie zu aller Stund.

Man nannte sie Flegler, und sie selbst nannten sich so, weil ihre Hauptwaffe ein Dreschflegel war. Sie brachen die Feste Hohnstein1), fingen einen Grafen, während der andre im Hemde entfloh, und vom Abt des Kloster Ilefeld mit Kleidern und einem Pferd versehen wurde, der nun in Thüringen Hülfe suchte und fand. Uebel erging es hierauf den Fleglern; viele, die nicht im Gefecht umkamen, wurden zu Tode gegeißelt, paarweise noch dazu zusammengekoppelt, wie Jagdhunde. Auch der Hauptmann dieser unritterlichen Bande, Friedrich von Heldrungen, verlor sein Leben in dieser Fehde, ein Harzköhler erschlug ihn; seine Güter fielen an den Grafen Heinrich von Hohnstein, den er von seiner Burg vertrieben.

Quellen:


1)
Siehe den Sagenkreis der Grafschaften Hohnstein, Stolberg und Kirchberg