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CVCVLLVM

Neues unsagliches Wehe folgte zwei Jahre später. Zwei Kometen am Himmel, Regen und Sturmfluthen den ganzen Sommer 1315 hindurch; zur ohnedieß theuern Zeit neue entsetzliche Hungersnoth, so daß die Menschen das Aas gefallener Hunde und Pferde aßen, ja, daß Mordthaten verübt wurden, um sich am Fleisch zu sättigen. Die Aecker lagen durch die Kriege verwüstet, größtentheils seit sieben Jahren unbestellt, und es fehlte so sehr an Nahrungsmitteln, daß man an den Landstraßen Menschen todt fand, und andere vor Hunger mit dem Tode ringend. Im ganzen nordlichen Europa wüthete eine Seuche, wen sie ergriff, der trieb es nicht länger, als einen Tag und eine Nacht, dann war er dahin. Zu Erfurt allein starben 12785 Menschen an der Seuche und 8000 Hungers. Auf die Hungersnoth ward ein Vers gedichtet, dessen lehtes Wort die römischen Zahlzeichen des Unglücksjahres enthielt:

Ut lateat nullum tempus famis, ecce CVCVLLVM.

das heißt: Im Wort CVCVLLVM jeder sehe
Enthüllt des Hungers Zeit und Wehe,
nämlich MCCLLVVV, 1315.

Quellen: