<<< | Sagen aus Thüringens Vorzeit, den drei Gleichen, dem Schneekopf und dem thüringischen Henneberg | >>>
Die Wichtleinshöhlen
Damals, als die Hunnen so schrecklich und landschädlich in Deutschland hausten, und alles vor ihnen floh, haben sich an vielen Orten die Leute in Bergeshöhlen und Waldschluchten verkrochen und versteckt, und sich in die Erde und in Felsen gegraben, davon findet man noch heute häufig die Spuren. In diese Schlupflöcher bargen und retteten sich und ihre Habe die Landsassen vor den gewaltigen Hunnen, gleichsam wie Zwerglein und Wichtlein flüchtend vor unmenschlichen Heunen und Riesenungethümen. Solche Löcher unter den Namen Zwerglöcher und Wichtleinslöcher sind in region Thüringen unter andern bei Buffart an der Ilm, bei Salzmünde im Amte Friedberg, das Böhlersloch im Jonasthal bei Arnstadt, die Felslöcher bei Angelroda, bei Meiningen am Drachenberge, und über der untern Kuhtrifft, (welche ich als Knabe oft genug durchkrochen) am Dollmar, bei Dillstedt und Wichtshausen, welches Dorf ihnen wohl den Namen danken dürfte, wie die Namen Huneck, Hunnkuppe, Hünenkoppe, Hüneburg an die Anwesenheit der Hunnen noch heute erinnern. Die ganz in die Felsen gehauenen Burgen Regenstein und Anhalt am Harz wurden auch in jener Zeit als Schutzwehren erbaut. Viele und mancherlei Sagen aus frühster Vorzeit mischten sich später mit den Erinnerungen der Hunnischen Drangsale.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung