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Herzog Tachulf

Das Thüringer Land stand eine Zeitlang unter den Königen aus Karls des Großen Geschlecht, bis diese sich in Feindseligkeit trennten, und in Bruderkriegen befehdeten, und endlich die deutschen Lande des mächtigen Frankenreiches unter Ludwig des Deutschen besondre Oberherrschaft gelangten.

Während jedoch das Frankenreich von innerlichen Stürmen in Folge der Bruderkriege litt, machten sich die von Karl dem Großen und den frühern Herzogen zurückgedrängten Slaven und Sorben aus ihren Gebieten jenseit der Saale, an den Ostgrenzen des Reichs und Thüringens wieder auf, und fielen raubend und verheerend in die thüringischen Marken. Darum ernannte König Ludwig der Deutsche einen mannlichen Heerführer mit Namen Tachulf zum Herzog, daß er vor dem Heere herziehe gegen die feindlichen Nachbarstämme, das Land bewahre und die Grenzen schirme. Als nun zu diesen Zeiten sich im Lande Mähren der Fürst Swantoplok mächtig erhob, so daß ihn auch die Böhmen und alle umwohnenden slavischen Volksstämme zufielen und anhingen, die zuvor dem deutschen Könige zinsbar gewesen, und Thüringen großes Unheil von dort drohte, so sandte der König den Herzog Tachulf mit einem mächtigen Heer gegen die östlichen Feinde. Darüber erschrak ein großer Theil derselben, schickte Gesandte an Herzog Tachulf, und ließ um Frieden bitten, indem Unterwerfung gelobt wurde. Der Herzog hatte in einem der ersten Gefechte einen Pfeilschuß am Knie erhalten, doch wollte er sich, wie sehr ihm die Wunde schmerzte, den Abgesandten nicht verwundet zeigen, sondern empfing sie, vom Kopf bis zum Fuß geharnischt auf dem Streit rosse sizend, und gab ihnen ein williges Gehör.

Oft noch bezwang und bändigte der tapfere Herzog die stets zum Aufruhr und zu räuberischen Einfällen in das Thüringer Land geneigten Sorben, und hielt sie in den Grenzen ihres Landes zurück.

Quellen: