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Bruder Volkmar
Im Kloster zu Reinhardsbrunn1) war ein Mönch, der hieß Bruder Volkmar, gar ein andächtiger, frommer Mann, der trug zur Büßung seiner Sünden einen Panzer an seinem Leib. So groß war der Ruf seiner Frömmigkeit, daß die heilige Elisabeth, da sie noch lebte, sich in sein Gebet befahl. Nun war dem Bruder Volkmar das Mühlenamt befohlen, und zu einer Zeit, da er an dem Werke etwas bessern wollte, ward ihm sein rechter Arm ergriffen und elendiglich gebrochen, so daß er große Schmerzen leiden mußte.
Und da geschah es, daß in derselben Nacht, in der der Bruder schlaflos lag und Gott um Linderung seiner Schmerzen anflehte, die fromme Landgräfin Elisabeth in Marburg starb. Da erschien sie ihm in großer Klarheit und in königlicher Kleidung, und sprach: Bruder Volkmar, wie geht es Dir? Der Kranke erschrack vor der großen Klarheit, doch kannte er die Herrin und antwortete verwundert: Fraue, wie habt Ihr nun so köstlichste Kleider an, so Ihr doch pflegt geringe verschmähliche Gewande zu tragen. Sie aber antwortete: Bruder Volkmar, ich habe meinen Stand verwandelt. Rührte seine Hand an und verschwand. Bruder Volkmar fühlte keine Schmerzen mehr, und als der Morgen kam, war er ganz gesund.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung