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Von Friedrichrode

Von Friedrichrode ist eine gemeine Sage unter den Leuten, daß einst zwei Brüder gewesen, Friedrich und Ernst, davon jeder eines Ortes Urheber und erster Anbauer gewesen, daher Friedrichrode und Ernstrode entstanden seien, und ist, nach Vieler Dafürhalten, dieses Städtlein einer der Orte, die schon zu Ludwig des Bärtigen Zeiten aufkamen, der dicht darüber auf dem Schauenberge die Schauenburg erbaute und bewohnte. Starker Bergbau wurde in der Nähe betrieben. Eine Viertelmeile davon ist ein Berg, der Hundsberg, da ist gegen Westen ein Stollen gelegen, sieben Lachter lang südwestwärts getrieben, darin haben sie gutes Gold gefunden, aber nach einer Zeit nichts mehr gespürt, und deßwegen die Bergfactoren in Verdacht gehabt. Dieses war nur eine Witterung vom Gang ausgeschlagen; wenn man aber noch fünf Lachter weiter voran in gleicher Richtung treibt, wird man einen 900 Lachter langen Goldgang treffen, in einem gelben Kieß eine Viertelmeile breit und dick, davon der Centner 60 Pfund Goldes enthält.

Auf Friedrichrode hat man ein altes böses schmähliches Spottlied, welches in vielen Stellen allzuderb und unfläthig ist, als daß es im Druck mitzutheilem wäre. Es besteht jede Strophe aus einer Frage und einer den Ort bitter verhöhnenden Antwort. So zum Beispiel:

Was han se fer ' nen Kerchthurm drüb❜n
Oho zu Friggerode?
Se han en ale Kuh geschlacht,
On han den Schwanz zon Thorm gemacht
Oho zu Friggerode.

Wodurch der jetzt freundliche und reinliche Ort sich in frühern Zeiten vielleicht ein so strenges und liebloses Urtheil zugezogen, ist unbekannt. Die Hauptsache mag wohl Neid der Nachbarorte über Friedrichrodes Wohlstand und städtische Gerechtsame gewesen sein, denn so findet sich z. B. die Nachricht, daß bei dem Bau der Kirche, die früher nur aus einem alten Kapellchen bestand, es der ganzen Gemeinde ein rechter Eifer und Ernst gewesen, das Haus des Herrn zu bauen, und daß sie es mit Gottes Hülfe und Segen auch ganz allein vollbracht; denn die benachbarten Dörfer haben, wie doch sonst gewöhnlich ist, nicht die geringste Beihülfe bei und zu dem Bau gethan. Doch wurde jenes Spottlied auch ganz gleichlautend auf Broterode, Orlamünde und andere thüringische Orte gesungen.

Quellen: