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Die Gizze
Albrecht, der unartige Landgraf, versetzte und verpfändete, um für sich und seinen Sohn Apitz Geld zu erlangen, einen Ort und eine Burg nach der andern, ja er verkaufte das ganze Land. So versetzte er auch Tenneberg an den Vogt Heinrich von Milo, daß er ihm entweder jedes Jahr zwanzig Mark Silbers geben, und dafür alle Renten und Gefälle einnehmen sollte, oder er sollte ihm zweihundert Mark darauf leihen, die er seinem Sohn und seiner Frau Kunigunde zuwenden wollte. Das vernahm Markquard, der Abt zu Reinhardsbrunn, und fürchtete, daß sein Kloster und dessen Dörfer Schaden und Bedrängniß durch Heinrich von Milo und die Seinen haben würden, berieth sich deßhalb mit den Aeltesten des Convents und faßte den Rath, lieber selbst das Schloß Tenneberg von dem Landgrafen zu Pfand zu nehmen und ihm mehr dafür zu bieten, als der Ritter von Milo, denn sie gedachten weislich, wenn sie auch mehr Geldes dafür gäben, so könnten sie es auch mit mindern Kosten und viel leichtlicher halten, wie ein Anderer. Darauf fuhr der Abt Markquard gen Eisenach zum Landgrafen und redete mit ihm, daß er dem Kloster das Schloß und alle seine Zugehörung abtrete gegen jährliche dreißig Mark Silbers. So viel wollte Herr Heinrich von Milo nicht geben, und der Abt nahm Tenneberg ein. Nun hatte der Abt einen Dienstmann, der sein Jäger war, der hieß Friedrich Giz, den setzte er als einen Vogt auf Tenneberg, leistete ihm redlich allen Vorschub, speißte das Schloß aus dem nahen Kloster, und Friedrich Giz saß so lange darauf, daß er Erbe gewann, Dorf und Zinsen kaufte, davon noch die Wüstung Gizzenberg herrührt, und es stammten die vielen Gizze von ihm ab, die später um Tenneberg Wohnsitze hatten.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung