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Vom Scharfenberg
In die sagenreichen Thalgründe schaut ernst herab die hohe graue Warte der Burgruine Scharfenberg; die Umwohner nennen den alten Thurm scherzweise das Löthtöpfchen. Dort oben stand erst die zum Kloster Weissenborn gehörige Kirche, die einzige in der ganzen Umgegend; jetzt ist keine Spur mehr von ihr zu finden. Das Schloß wurde im Bruderkriege zerstört, und in den Ruinen ist es, nach der Versicherung der Thalbewohner, nicht geheuer. Zu mancher Zeit rollt Mitternachts ein brennendes Faß vom Berg. Uebel ist es droben in dem alten Schloß zu den Ritterzeiten hergegangen, und die Geister mancher seiner Bewohner spuken noch. Unten, nahe bei Thal, steht am Weg im Zaun ein Stein, dort haben sich einmal zwei Brüder gegenseitig im Streit erstochen, zwei Messer sind auf den Stein zum Wahrzeichen ausgehauen, die Geister der Brüder gehen noch dort um.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band II S. 142-143