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Musikanten bringen eine Nachtmusik

Musikanten aus dem Dorfe Thal hatten in Farrnrode zum Tanze bei einer Hochzeit oder sonst aufgespielt und kehrten sehr vergnügt in der Mitternacht nach ihrem Dorf zurück. Als sie nahe an den Wittgenstein kamen, lenkte sich das Gespräch von ohngefähr auf die verzauberte Prinzessin, und einer rief, da sie dem Felsen gerade gegenüber waren: Wie wär' es, wenn wir der armen Prinzessin im Wittgenstein auch eine feine Nachtmusik brächten? Alle waren diesen Vorschlag zufrieden, sie gingen über die Wiese dem Felsen näher, unterwegs sagte ihnen der Meister, was für ein Stück sie spielen wollten, und wie sie sich aufgestellt hatten, hallte mit einem Male feierlich und prächtig die Musik durch die Nacht, brach sich am Stein und verklang sanft in die Thalkrümmen hinein. Kaum war das Stück geblasen, so war auch ein kleines graues Männchen bei den Musikanten, keiner wußte, wo es hergekommen, das fragte sie, wem doch die schöne Musik gegolten habe? – Ei, der Prinzessin im Wittgenstein, versetzte der Bursche, der den Gedanken dazu angeregt. So spielt nur lustig auf, sprach das Männlein und kam von ihnen weg. Hierauf spielten sie noch einige schöne Stücke, packten dann ihre Instrumente zusammen und gingen, da war das Männchen wieder da und reichte jedem einen frischen Eichenzweig. Die Musikanten achteten deß nicht sonderlich, warfen ihre Zweige weg, zerrupften oder verloren sie, und nur einer befestigte seinen Zweig am Hut. Am andern Morgen fragte diesen seine Frau, was er für einen gelben Flitter am Hut mit von Farrnrode gebracht habe? Siehe, da war der grüne Zweig in eitel Gold verwandelt. Stracks liefen nun die andern nach ihren Zweigen, doch keiner fand auch nur ein Blatt davon.

Quellen: