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Die Choradjuvanten

Früherhin war es üblich, daß der Schulmeister und seine Choradjuvanten zu Farrnrode, wenn sie mit dem Neujahrsingen in ihrem Ort fertig waren, auch in der Seebach von Haus zu Haus sangen.

Ihr Weg führte sie dicht unter dem Wittgenstein hin, und da sie einmal ziemlich fröhlich und gut begabt von Seebach heimkehrten, kam einer auf den Einfall, der verzauberten Prinzessin auch ein Neujahrlied zu singen. Sie blieben stehen und fangen einen feierlichen Choral. Als dieser gesungen war, und die Adjuvanten sich zum Fortgehen anschickten, sah einer von ihnen mitten im Schnee einen Haufen Knochen liegen, und machte seine Gefährten darauf aufmerksam. Diese wunderten sich, wo doch im Winter an dem einsamen Ort die Menge Knochen herkäme, die nicht einmal beschneit war, obgleich es den Tag über sehr gestäubert hatte, doch da sie sahen, daß es weiter nichts war, als eben Knochen, achteten sie nicht darauf. Nur einem fiel es bei, sich mit einem solchen Knochen zu verschen, um etwa in der Ruhl ein Paar Messerschalen daraus schneiden zu lassen, doch dachte er nachher nicht wieder daran. Am andern Morgen zog er den Rock wieder an, fühlte etwas Schweres in seinen Taschen, griff hinein, und siehe, er zog zwei Goldstangen heraus. Da die andern Sänger von dem Glücksfall hörten, eilten sie allesammt flugs zum Wittgenstein, fanden aber nichts, als Schnee, und keine Spur mehr von den Nachts zuvor erblickten Knochen. Jener Glückliche aber wurde reich durch das Gold, in dem ein wunderbarer Segen wohnte.

Quellen: