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Des Hirten Fund
Zwischen Broterode und dem Dorfe Steinbach, das die Broteröder Hexensteinbach zum Unterschied von Steinbach - Hallenberg nennen, steht auf dem Krätzersrasen eine schöne Buche mit weit schattenden Zweigen, unter denen der Boden hart ist, wie eine Tenne, die heißt die Tanzbuche, darum, weil unter ihr in der ersten Mainacht die Hexen aus der ganzen Umgegend tanzten. Einst treibt am ersten Mai ein alter Hirte sein Vieh am Morgen aus und findet oben unter der Tanzbuche eine schöne Schnur Bernsteinperlen, hebt sie wohl auf, und wie er Abends eingetrieben hat, geht er zum Bier und zeigt seinen Fund einem Mann, Christ-Papsten, indem er spricht: Ich habe heute doch das Beste verdient. Darauf schüttelt Christ-Papst bedenklich den Kopf und sagt: Du hättest ja besser gethan, wenn Du das Ding hättest liegen lassen, wo es lag. Wie der Hirte heimgehen will, tritt er außen fehl, kommt auf die nahen Kellerstufen, kommt ins Fallen, fällt die ganze Treppe hinunter und bricht den Hals; das war sein Finderlohn.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung