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Die Funn von Karles quintes

Kaiser Karolus V. Gemahlin hielt, wie die Sage geht, zu Broterode ihre Niederkunft und wurde von der Gemeinde trefflich bewirthet und gehalten, daher erwieß sich der Kaiser dankbar und schenkte derselben viele Freiheiten, so die große Gemeindewaldung, das Blutgericht und das Fahnenrecht, das an eine Fahne geknüpft ist, welche der gemeine Mann die Funn von Karles quintes nennt und sehr hoch hält. In dieser Fahne, (die öfter schon erneuert worden) ist das Bergwappen, Keil und Schlageisen, darüber eine Krone, eingestickt. Zur Zeit der Kirchweihe, um Jacobi, wird sie nach altem Brauch an einem Montag unter dem Geläute aller Glocken am Kirchthurm ausgesteckt und bleibt so acht Tage lang, wie sie auch unter Glockengeläute wieder eingezogen wird. Während dieser acht Tage darf jeder Nachbar Bier schenken, selbstgebrautes oder auch fremdes, und in dem Bergbach fischen, der Broterode durchfließt. Dieser Bach heißt Braut, entspringt in der Brautküche, im Inselbergsgraben, nimmt dann den Namen die Lauter oder der Lauterbach an, weil er lauter und rein, und mit lautem Geräusch sich durch das Thal stürzt, und heißt zuletzt die Druse vom Drusenthal und dem Dorfe Drusen. Um die Funn von Karles quintes hat es schon manchen Streit und manchen ernsten Tanz gegeben, und der Name ihres Gebers ist hier mystisch geworden, wie an vielen andern Orten. Es wollen auch einige wissen, daß die Fahne von Rudolph von Habsburg herrühre, es ist und bleibt aber die Funn von Karles quintes.

Quellen: