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Das Sprechen am Weg
Daß es im ungeheuern Grund und bei der ungeheuern Mauer nicht geheuer ist, sagt schon der Name. Auf dem Weg von Broterode nach Tabarz kommt man an jener Mauer vorbei, und da ist es schon vielen begegnet, daß, indem sie gingen oder ritten, es immer war, als spreche jemand ununterbrochen mit ihnen eine ganze Strecke lang, ohne daß sie doch jemandes ansichtig geworden sind, und ohne daß sie ein Wort verstanden haben. Auch auf andere Weise äfft es die nächtlichen Wanderer, trennt sie von einander, daß sie sich laut rufen müssen u. f. w. Allda ist auch ein Felsenloch, die Kelle genannt, da ist schon manchmal eine Hand sichtbar geworden, die den Pferden in die Zügel fiel; am Galgenstein dort in der Nähe mag sich jeder vorsehen. Manche meinen, das Sprechen am Weg komme von eigenthümlicher Beschaffenheit eines Wiederhalles, aber die alten Leute wissen es anders.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung