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Doctor Luther in Tambach
In Tambach war es, wo Doctor Luther von seinen großen und unerträglichen Schmerzen, die er zwölf Tage lang erlitten, zuerst große Erleichterung fand, und sie der wohlthätigen Wirkung des nach ihm genannten Brunnens zuschrieb. Deßhalb nannte er diesen Ort eine Stätte der Segnung und der Linderung, und sein Capernaum das Haus, in dem er gewesen war. In der Stube, in welcher er übernachtete, schrieb er im dankbaren Gefühl der wiederkehrenden Gesundheit mit Kohle in lateinischer Sprache die Worte an die Wand: Tambach ist mein Pniel, hier offenbarte sich mir der Herr.
Lange haben diese Worte in jenem Hause gestanden, ebenso an einem Pfeiler der alten Kirche, welche nach dunkler Sage von einer Jungfrau erbaut worden ist, neben der Kanzel, bis im Jahr 1684 ganz Tambach im Feuer untergegangen. Doch ist Luthers Gedächtniß weder damals, noch in den Gräueln des dreißigjährigen Kriegs, die Tambach hart betrafen, vertilgt worden.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band II S. 72-73