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Reiche Schätze im Kienberg
Im Wölfisser Felde unter dem Kienberg gegen Ohrdruf über hat vor Zeiten ein Bergmann von Krawinkel, Andreas Düngfeld, zwei Schächte neben einander gesteckt, feiner über ein Lachter lang, und hat in dem, welcher dem Dorf zunächst war, ein Mineral gefunden in Gestalt spitziger Nieren, gleich Zuckerhüten oder Kegeln, davon noch einer unten am Schacht stehen soll vier Ellen tief im Winkel.
Sie brachen in einer gelben sandigen Letten, und wenn man sie aufschlug, fand man darin überaus herrliche Krystallen, und wenn man sie schmolz, fand man ein gemischtes Erz, in einem Centner des Gesteins fünfundzwanzig Pfund, und zwar 20 Pfd. Zinn, 3 Pfd. Silber und 2 Pfd. Gold.
In dem zweiten Schacht wurde grauer Schiefer gefunden, aus dem man Silber gewann, und schwarzer Schiefer mit messerrückendicken gelben Kiesstreifen, die waren halb gediegen Gold, davon 1 Centner 2 Pfund Ausbeute gab.
Da, wo der Kienberg hinter dem Stutzhaus aufsteigt, stand ein Eichenstock mit drei Kreuzen gezeichnet, zwei Lachter lang davon war in einem birkenen Gebüsch eine Grube, die nun versett ist, und die nicht wohl wieder gefunden werden mag, weil der Eichenstock ausgerodet ist. Es gingen 16 Stufen hinab, und es liegt dort ein gediegen Sitz bererz in grauen Letten. Wo das Thal am Kienberg sich zur Höhe zieht, und auf der andern Seite wieder absteigt, sprang sonst eine Quelle, aus der man Gold gewaschen hat. Dort sind öfter eine Zeitlang im Jahr fremde Männer mit ledernen Säcken gesehen worden. Oben auf der Höhe des Berges, wo das Thal sich auszieht, bildet es eine Mulde, und in deren Mitte war das Waschwerk, es ist aber mit großen Steinen zugeworfen, so daß man wohl den Ort merken kann, aber kein Wasser mehr findet. Erst 50 Lachter tiefer am Berg lag ein Trinkrinnlein, da sprang das Wasser aus dem Berg. Wer den Kasten sammt den Steinen bei Seite gerückt hätte, und eine Elle tief unter das Gemäuer eingesenkt, der hätte das Waschwerk gefunden. Das Miner sieht aus wie Hammerschlag und ist reichlich gold und silberhaltig.
In der sogenannten Gabel am Kienberg steht ein 2 Lachter tiefer Schacht mit einem gediegenen Kupfererz, der in drei Tagen aufgeräumt werden könnte, daß der Gang entblößt stände. Das Erz steht im Anbruch Z Ellen breit, ist gemischt und hält der Centner 1 Pfd. Silber und 19 Pfd. Kupfer. Hinten am Kienberg steht silberhaltiges, weißspathiges Gestein, es war eine Grube da, 1 Lachter tief, ist aber nun zu und nicht erkennbar. Ein Lachter hoch darüber stand ein Eichenstock mit drei Zacken.
Auf der Höhe des Kienbergs, dem Stutzhaus gegenüber, ist ein Schurf gethan worden, da hat man Krystallen angetroffen, aus welchen einer ein Goldkorn gemacht hat; das Gestein hält in einem Centner 1 Pfund ungarisch Gold. Das Erz ist eisenschüssig. Auf der andern Seite gegen Ohrdruf hin sind zwei Brunnen, in dem hintersten zieht eine reiche Silberader an die 700 Lachter lang.
So mancherlei Schätze ruhen im Kienberg, das von heutzutage kaum noch ein alter Bergmann etwas weiß.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung