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Bonifacius kommt an die Ohra
Der Heidenbekehrer Bonifacius nahm seinen Zug aus Hessen zum zweiten Mal in das Thüringer Land; dort hatte er die Donnereiche bei Hofgeismar gefällt, im Eichsfeld das Bild des Götzen Stuffo zerstört, und den Dienst des Biel, der Ostara, Lahra und Jecha ausgerottet; nun gelangte er in die Gegend an der Ohra und predigte auch hier das Christenthum. Die Sage nennt zwei reiche Dynasten des Landes, Herrn Haug oder Hugo, einen Grafen von Käfernburg, und einen Ritter Albolt, die zu den ersten seiner Neubekehrten gehörten. Sie schenkten ihm ein großes Theil vom Land, und er blieb längere Zeit daselbst, lehrte und taufte und bekehrte viele Heiden. Eines Abends übernachtete er unter einem Gezelte am Ufer der Ohra, da erblickte er plötzlich eine überirdische Helle, der Himmel öffnete sich, und es floß ein wunderbarer Lichtstrom herab. In diesem großen Glanze, der alles ringsum erleuchtete, erschien der Erzengel Michael, sprach dem frommen Mann Muth ein zur Verfolgung seines heiligen Werkes und stärkte ihn zum unerschütterlichen Glauben. Als es Tag geworden war, brachte Bonifacius dem Herrn für dieses Gesicht sein Dankgebet und fromme Gelübde dar.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band II S. 52-53