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König Basinus und Königin Basina
Nach Attilas Tod schüttelten die Thüringer das Joch der Hunnen gänzlich ab und wählten sich einen neuen König, Namens Basinns, vielleicht des Königs Günther Sohn. Zu Basinus flüchtete sich der Sohn Merovichs, des Frankenkönigs, mit Namen Childerich, der sich durch sein ausschweifendes und untugendhaftes Leben den Haß des Volkes zugezogen hatte. Gütig nahm Basinus ihn auf und hielt ihn acht Jahre lang stattlich wohl, bis er in sein Reich zurückkehren durfte.
Childerich aber hatte in dieser Zeit die Gemahlin des gastfreien Basinus zur Untreu bewogen, so sehr, daß Basina ihren Herrn und Gemahl heimlich verließ und ihrem Buhlen Childerich nachzog. Als sie zu diesem kam, fragte er sie: Was bewegt Dich, aus einem so fernen Lande hieher zu mir zu kommen? Darauf erwiederte Basina: Nur allein Deine Mannlichkeit, deßhalb bin ich gekommen, bei Dir zu wohnen. Denn wisse, hätte ich selbst über dem Meere drüben und an der Welt Ende einen bessern Mann als Dich gewußt, so würde ich ihn aufgesucht und ihn mir zum Gemahl erwählt haben. Als der König diese Antwort empfing, ward er erfreut und nahm, uneingedenk der Freundschaft und der Wohlthaten seines Gastfreundes Basinus, dessen ungetreues Weib zu einer Gemahlin an, denn er war ein Heide; sie gebar ihm den zweiten Chlodwig, den großen und mächtigen König, welcher das Thüringerland mit Heeresmacht überzog und es sich zinsbar machte, doch ihm seinen eigenen Regenten ließ.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung