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Die Kirschkerne
Als ein Paar Blankenburger Knaben einst auf einem Kirschbaume saßen, der zwischen den Mauern des Greifensteins emporgewachsen war, und sich die saftigen Früchte wohl schmecken ließen, rief ihnen eine Stimme zu: Verachtet das Beste nicht! Aber sie hielten die Stimme für die eines Spaßvogels, spotteten dem Rufe nach, und warfen sich im jugendlichen Uebermuthe mit den Kernen. Als aber einer von ihnen Abends seine Schuhe auszog, fielen mehrere goldene Kirschkerne heraus. Nun gingen alle Knaben wieder auf die Ruine, aber die umhergestreuten Kerne waren verschwunden, und nicht eine einzige Kirsche hing noch am Baume.
Quelle:
- Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch, Wien und Leipzig, C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, 1858