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Vom gefundenen Schatz im Grünhäuser Forst

  O. Jungrichter, Luckauer Heimatkalender, 1939

Vom K.-Gestell aus hinter dem Gohraer Eichgarten liegt ungefähr 800 m nach der Senftenberger Straße zu die „Schiefe Brücke„. Hier haben die Franzosen, als sie sich 1813 von den Russen verfolgt sahen, ihre Kriegskasse vergraben. An drei Bäumen hatten sie Kennzeichen angebracht, damit sie bei ihrem späteren Wiederkommen den Schatz leicht finden könnten. Daß kein Unberufener das Geld zu finden vermochte, hatten sie die Stelle dem Teufel überlassen und behext.

Verschiedene Schatzgräber hatten auch hier den Tod gefunden.

Auch wurde gesagt, wer beim Graben spricht, wird sich vergeblich um den Schatz bemühen. So hatte auch wieder mal ein Gohraer armer Tagelöhner das Geld suchen wollen. Plötzlich erschien ein fremder Junge und sagte: „Vater, Du sollst gleich nach Hause kommen, die Mutter ist schwer erkrankt!“ In seinem Zorn schrie er: „Scher Dich weg, sonst holt Dich der Teufel!“ Der Teufel aber war tatsächlich erschienen; denn dem Vater wurde plötzlich so übel, daß er Axt und Spaten im Stich ließ und sich mühsam heimwärts schleppte.

Da versuchte endlich der im Kuntzkeschen Backhause wohnende Gelegenheitsarbeiter Seeland, von dem man sagte, erstehe mit dem Teufel in Verbindung und beherrsche die schwarze Kunst, sein Glück. Sein ganzes Tun war den Gohraern ein Geheimnis. Niemand pflegte Umgang mit ihm; denn wenn andere Leute sich zur Ruhe begaben, fing er an, Feld und Wald zu durchstreifen. Er konnte sich als Wilddieb beim Herannahen des Försters unsichtbar machen. Auch aß er zu Hause am Tisch mit, ohne daß es die anderen merkten. In einer stürmischen Nacht, als die Blitze den Wald taghell erleuchteten, stieß er auf den Schatz. Eine Eule krächzte vom Baum herunter: „Nimm, verschwinde und suche das Weite.“

Am nächsten Morgen brachte der Fuhrmann Stefan aus Finsterwalde das Faß mit den Geldstücken nach der Stadt. Seeland reiste mit den Goldstücken nach Amerika und kaufte sich dort eine Farm. Der Schatz brachte ihm aber keinen Segen; er wurde bald bettelarm, und niemand weiß bis auf den heutigen Tag, wo er gestorben und begraben ist. So erging es allen, die ihre Seele dem Teufel verschrieben.

Quelle: Sagen aus dem Heimatkreis Finsterwalde 1993. Nr. 16