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Der spukende und gebannte Seifensieder

  K. Aue.

Der Besitzer eines seit langen Zeiten von Seifensiedern bewohnten Hauses gegenüber dem heutigen Kornhause war reich, aber geizig, unruhig und ein Zwingherr und Quäler der Seinen. Einige Tage nach seinem Tode ging der Geselle in den Hof und sah seinen Meister in der gewöhnlichen Tracht ihm entgegenkommen. Schreiend floh er in das Haus, aus dem bald geistlicher Gesang erscholl, da man Hilfe und Trost in Gebet und Gesang suchte. Um das Zusammentreffen mit dem Geiste zu vermeiden, blieb die Familie hinter verschlossenen Thüren bei einander; dabei konnte es natürlich nicht bleiben, sondern die Hinterbliebenen mußten ihren Geschäften nachgehen. Daher geschah es, daß, wenn die Witwe in den Hof kam, ihr der Verstorbene in den Weg trat und der Geselle in der Werkstatt viel von ihm ertragen mußte. Stets folgte auf solche Begegnung Gebet und Gesang. Sonderlich schien der Geist den Gesellen zu hassen: Er warf ihn aus dem Bette und setzte ihm so zu, daß er siechte und starb. Damit noch nicht zufrieden, währten die Erscheinungen fort. Da ließen die Unglücklichen Banner aus Erfurt kommen, und so ward der Geist um Mitternacht auf dem alten Kirchhofe vor der westlichen Thüre der Jakobskirche in den Kreis der Banner geladen. Er kam, kroch in einen aufgehaltenen Sack und wurde weggebracht. Seitdem war Ruhe in dem Hause.

Quellen: