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Der Hausgeist auf dem Schlosse zu Waltersdorf

Auf dem Schlosse zu Waltersdorf bei Berga hielt sich lange Zeit ein wunderlicher Hausgeist auf, der sich in allerhand Arbeiten gegen das Gesinde gutthätig und fleißig erwies. In der Küche wusch er Nachts für die Mägde auf, kehrte Küche und Zimmer aus, schaffte Wasser ins Haus und säuberte Eimer und Zuber. Eben so zeigte er sich im Stalle. Er wartete die Pferde, striegelte sie fleißig, daß sie glatt anzusehen waren und zu Jedermanns Verwunderung sichtlich zunahmen, wie früher zu keiner Zeit. Das ging eine gute Weile so fort. Aber nur die Mägde zeigten sich dankbar gegen den guten Hausgeist und bereiteten ihm öfter zum Frühstück eine süße Milch; die Knechte dagegen sahen seine Arbeiten als eine Schuldigkeit an. Das verdroß den Hausgeist. Er hörte auf, sich um die Arbeiten der Knechte, um Stall und Pferde zu kümmern, neckte die Knechte, wo er nur konnte und brachte sie, wenn sie Abends zusammen saßen, mit einander in Streit und ins Handgemenge. Ließ Einer etwas unter den Tisch fallen und bückte sich darnach, so gab er ihm rückwärts eine Ohrfeige, während er seinen Nachbar in's Bein zwickte. Da geriethen beide mit einander in Wortwechsel, es gab Streit und Schläge, und da die anderen Knechte gewöhnlich Partei nahmen, so entstand ein allgemeines Handgemenge, dem der Hausgeist nicht ohne Vergnügen zusah.

Quellen: