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Das Gottesfeld bei Vesser
Mündlich Bechstein, Thür. Sagenschatz III, 244 ff.
Ueber dem Dorfe Vesser, an dem gleichnamigen Bache gelegen zwischen Schleusingen und Suhl, ragt der Adlersberg empor. Am Südabhange dieses Berges liegt eine grüne, baumlose Trift, einsam und verrufen, das Gottesfeld genannt. Auch sieht man darauf viele kleine Hügel, ähnlich den Hünengräbern.
Die Volkssage erzählt, daß dort einst eine Stadt gestanden habe, welche Gott in die Erde versinken ließ, weil die Bewohner gottlos und lasterhaft waren. Lange Zeit nachher hat eine wilde Sau eine Glocke aus dem Berge gewühlt, welche dem Thurme der versunkenen Stadt angehörte. Ein Hirte fand die Glocke und man brachte sie nach Schleusingen auf den Thurm. Wie sie aber zum erstenmale geläutet wurde, gab sie einen ganz schaudervollen Ton von sich. Nicht anders war es beim zweiten Läuten, und als man sie zum drittenmal zog, zersprang sie. Man goß sie um, aber ihr Ton und Schall war derselbe; es klang, als ob sie riefe: Sau aus, Sau aus! und zersprang dann wieder. So geschah es dreimal; immer war der Klang derselbe und immer zersprang sie wieder.
Quellen:
- Dr. August Witzschel: Sagen aus Thüringen. Meersburg und Leipzig 1930