<<< zurück | Sagen aus Thüringen - Orts- und Volkssagen | weiter >>>
Geheimnissvoller Trost
Schriftl. von Herrn K. Aue in Weimar.
Ein sehr reicher Mann in Erfurt heirathete eine Lustdirne. Beide liebten sich sehr, erhielten aber keine Kinder. Das Weib starb und der Mann war untröstlich. Da kam ein Mann in der Nacht an sein Lager und sprach: „weine nicht mehr, erhebe dich und komme dein Weib zu sehen.“ Der Mann folgte und ward durch unbekannte Gänge endlich in einen schönen erleuchteten Saal geführt. Da lag das Weib im Sarge sehr schön geschmückt. Der Mann betrachtete seine Frau mit stiller Wehmuth und bemerkte acht Mäuslein auf ihr herumlaufend. Darauf frug er den Führer, was das sei; dieser antwortete, es wären acht Kinder, deren Geburt sie durch ihren Wandel verhindert hätte; die müssten sie nun benagen. Die Frau richtete sich nun auf und reichte ihrem Manne die Hand, sogleich aber gab ihm der Führer einen Stab und bedeutete ihn diesen hin zu reichen. Er that es und wo die Frau angefasst hatte, war der Stab verkohlt.
Quellen:
- Dr. August Witzschel: Sagen aus Thüringen. Meersburg und Leipzig 1930