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Der verlorne Kaiser Friedrich

  Nach dem Bruchstück eines Gedichts aus dem 14. Jahrh. (Cod. palatin. 844. BI. 15.)
  3. Grimm Gedichte des Mittelalters auf Friedrich I. den Staufer. Berl. 1844, S. 106.
  Ders. deutsche Sagen II, 488.

Ein altes Gedicht erzählt, dass der Pabst den Kaiser Friedrich in den Bann gethan und die Fürsten der Eide und Treue gegen ihren Herrn ledig gemacht habe. In dieser Zeit waren dem Kaiser überall Kirchen und Kapellen verschlossen, kein Gottesdienst wurde ihm gehalten und keine Messe gesungen. Da ritt nun der Kaiser einmal vor dem Osterfeste, damit die Christenheit die heilige Zeit zu begehen durch ihn nicht gehindert werden möchte, hinaus auf die Jagd. Niemand von seinen Leuten wusste des Kaisers Sinn und Gedanken. Er hatte sein edles Gewand angelegt, das ihm aus dem Lande Indien gesendet war, nahm ein Fläschlein mit schmackhaftem Brunnen zu sich, bestieg sein gutes Ross und ritt hinaus in den fernen Wald. Nur wenig Herren waren ihm dahin gefolgt. Dort stedte er sein wunderkräftiges Ringlein an den Finger und sogleich verschwand er vor den Augen Aller, dass ihn Niemand mehr gesehen hat und man nicht weiss, ob er noch lebendig sei. So ward der hochgeborne Kaiser Friedrich dort verloren. Doch sagen die Bauern, dass er sich oft bei ihnen als ein Waller habe sehen lasszen, auch öffentlich ihnen gesagt habe, dass er auf römischer Erde noch gewaltig werden und die Pfaffen stören solle und nicht aufhören noch ablassen werde, bis er das heilige Grab wieder in der Christen Hand gebracht habe. Dann werde „er seines Schildes Last hangen an den dürren Ast.“

Der Stadtarzt Johann Adelphus zu Schaffhausen schliesst seine „History von den Kaiser Friedrich mit einem langen rotten barte“ (Landshut 1519) mit diesen Worten: „Der Kaiser,“ sagt er, „lebet seligklich, was grosstättig, fünmüttig, millt, gestreng und ain Redsprechig man, vnd ausserhalb der kirchen veruolgung in viel sachen berümbt, das nach dem grossen kayser Karol in geschichten keiner mer gethon hat, vnd ist zuletzt verlorn worden, das niemandt weiss we er hin ist kommen, noch begraben, die pawren und schwarzen künstner sagen, er sey noch lebendig in einem holen Perg, soll noch herwider komen, vnd die Geystlichen straffen, vnd sein schillt noch an den dürren paum hengken, welches paumss all Soldan noch fleissig hütten lassen, das ist war das hütter darzu gestifft.“

Quellen: