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Der Spuck im Walperholz bei Arnstadt

  Mündlich
  L. Bechstein Thüringer Sagenbuch II, 300.

Das Walperholz bei Arnstadt, ein schöner Bergwald, hat seinen Namen von einem Kloster der heiligen Walpurgis erhalten, das in alten Zeiten auf diesem Berge gestanden hat. In diesem Holze ist eine Waldecke, darauf steht eine so genannte Jagdbuche und um dieselbe ist ein runder Platz, auf dem kein Rasen wächst, noch sonst ein Kraut gedeiht. Der ruhelose Geist einer Bierzapferin ist dahin gebannt, welche bei ihrem Leben stets zu geringes Mass gegeben hat. Viele Leute haben sie in altväterischer Tracht rastlos um die Buche wandeln gesehen und dabei ihren kläglichen Ruf gehört, den sie fort und fort ausstösst: „Voll Mass, voll Mass!„

Dieselbe Sage erzählt man auch anderwärts in Thüringen. So ist sonst unterhalb Mehlis dem reissenden Stein gegenüber ein Frauchen mit einem Schlüsselbund umgegangen und den Leuten in der Mittagsstunde erschienen, schreiend und klagend: „Drei Viertel für ein Pfund! Drei Quärtchen für eine Kanne!“ Es war eine Handelsfrau, die bei Lebzeiten also betrogen hatte und zur Strafe nach ihrem Tode dort umgehen musste.

Quellen: