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Die Burg Henneberg

  Senkenberg select. jur. et histor. III, 311.
  Joh. Rothe düring. Chron. p. 125.
  Bange thür. Chron. Bl. 18 f.
  Bechstein Sagen des Rhöngebirges S. 293 f.

Es war ein edles Geschlecht zu Rom, Columneser genannt, (zu deutsch: von der Säule). Aus diesem Geschlecht war einer mit Namen Poppo, der war reich und mächtig und hatte viele Dienstmannen, gleich einem Fürsten. Dieser machte sich auf nach Deutschland und suchte eine bequeme Stätte, um darauf eine Burg zu bauen. Da kam er nach Franken und fand einen Berg, welcher ihm gefiel. Als er hinaufritt ihn zu beschauen, flog vor ihm eine Birkhenne auf; die nahm er in sein Wappen, nannte den Berg Henneberg und baute ein schön Schloss darauf, wie es noch vor Augen ist. An dem Berge war eine Köre. Da baute er seinen Dienern eine gar lustige Wohnung und nannte sie von der Köre.

Auf dieser alten Burg ist eine Blende in der Mauer zu sehen, davon alte Leute erzählt haben, dass ein Maurer beim Bau des Schlosses seinen Sohn verkauft habe, damit das Kind in jene Vertiefung lebendig eingemauert und die Burg dadurch unüberwindlich werde. Der grausame Vater, sagt man, habe das Kind selbst eingemauert. Dasselbe aß eine Dreierssemmel und rief weinend, als der letzte Stein aufgelegt wurde: „o Vater, o Vater, wie wird es so finster!„ Und wie das Kind also rief, da schnitt die Stimme dem harten Mann durchs Herz wie ein Messer, und er stürzte von der Leiter herab und brach den Hals.

Quellen: