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Die Weiber zu Weinsberg

Im Jahre 1140 belagerte der König Konrad III., der Hohenstaufer, die Feste Weinsberg, die dem Herzog Welf von Bayern gehörte. Dieser zog zwar zum Entsatz heran, wurde aber geschlagen, worauf die Festung, vermöge einer Übereinkunft, in Konrads Hände kam. Dabei hatte er aus königlicher Milde den Weibern die Erlaubnis erteilt, dass eine jede mitnehmen dürfe, was sie auf ihren Schultern tragen könne. Da gedachten die Frauen mehr an die Treue, die sie ihren Männern schuldig waren, als an die Rettung ihrer Habe, ließen alle Dinge fahren und eine jegliche nahm ihren Mann auf die Schultern und trug den von der Burgfeste herab. Als nun der junge Herzog Friedrich, der Neffe des Königs, Einspruch tat, weil das nicht die Meinung des Vertrags gewesen wäre, und es deshalb nicht geschehen lassen wollte, so lächelte der König über den listigen Anschlag der Weiber und erklärte zu ihren

Gunsten, dass ein Königswort unwandelbar bleiben müsse (regium verbum non decere immutari).

Seitdem nannte das Volk die Burg die Weibertreue.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852