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Der heilige Kollmann
Eine mündliche Überlieferung aus Böhmenkirchen
Der heilige Kollmann war eines Königs Sohn aus Schottland und wurde während einer Pilgerreise ins Gelobte Land von den Österreichern, die eben mit den Türken Krieg führten, aufgefangen und als verdächtig in Böhmen an einen dürren Baum aufgeknüpft. Alsbald aber fing der Baum wieder an zu grünen und auszuschlagen. In Böhmenkirchen hatte man einen Kinnbacken dieses Heiligen. Da geschah es, dass zwei Grafen mit ihren Pferden sich verirrten und endlich nach Böhmenkirchen auf der Alb kamen. Zum Dank stifteten sie hier in dem sogenannten Kollmannswald die Kollmannskapelle, und dieser Heilige wurde so zugleich Schutzpatron der Pferde. Ihm zu Ehren wurde am Pfingstmontag ein Pferdeumritt gehalten. Dabei war sein Bild aufgestellt, auch wurde Opfergeld bezahlt. Seit einigen Jahren hat man die Kapelle abgebrochen und das Bild nach Böhmenkirchen in die dortige Kirche gebracht. Es wird zwar noch immer am Pfingstmontag eine Feier in dem Kollmannswald abgehalten; allein der Pferdeumritt unterbleibt seit vielen Jahren.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852