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Die Wurmlinger Kapelle 1.Sage

  Mündliche Überlieferungen aus Wurmlingen und Hirschau

Der Graf Anselm von Kalw hatte verordnet, dass man ihn, sobald er gestorben sei, in seinem Sarg, von zwei »ungewohnten Ochsen«, die noch nie einen Wagen gezogen hatten, sollte fortfahren lassen und zwar ohne einen Führer. Wo die Ochsen dann haltmachten, da solle man eine Kapelle bauen, alljährlich den Stiftungstag durch eine heilige Messe und durch ein großes Festessen, das er selbst genau vorgeschrieben hatte, feiern. (Dieser Jahrestag sollte stets am Dienstag nach Allerseelentag begangen werden, wurde später aber immer am Dienstag nach der großen Kirchweih abgehalten.) Der Letzte Wille des Grafen wurde genau vollführt. Zwei frische Och­sen fuhren allein mit seiner Leiche von Kalw ab und hielten erst auf dem jetzigen Remigiusberg bei Wurmlingen an. Da wurde dann dem heiligen Remigius zu Ehren die Kapelle erbaut, die zwar im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden niedergebrannt, später aber wieder aufgebaut worden ist.

Graf Anselm soll gesagt haben, sein Testament könne nur der umstoßen, der auf einem Pferd sitzend einen Kieselstein über die Turmspitze werfen könne.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852