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Die Christnacht 1.Sage
Eine mündliche Überlieferung aus Derendingen
Eine Wirtstochter hatte gehört, wer in der Christnacht um 12 Uhr zum Fenster hinausschaue, der könne sehen, was dem Haus im folgenden Jahr widerfahren werde, und guckte deshalb mit dem Schlag zwölf aus ihrem Fenster. Da sah sie eine schneeweiße Leiche mit großem Gefolge vorüberziehen und war nun überzeugt, dass jemand aus dem Haus sterben müsse. Ein halbes Jahr darauf wurde sie selbst krank und zwar so heftig, dass sie bald erkannte, sie habe in der Christnacht ihr eigenes Leichenbegängnis mit angesehen.
Und so war es auch, denn sie starb und erhielt ein sehr zahlreiches Gefolge, als sie beerdigt wurde.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852