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Der Hammel an der Steinlach

  Eine mündliche Überlieferung aus Balingen

Es ging einmal ein Mann mit seinem Hund an der Steinlach hin und sah am anderen Ufer des Flusses einen schönen Hammel.

Nur mit Mühe ließ der Hund sich zurückhalten. Er wollte beständig hinüber. Endlich entkam er auch wirklich seinem Herrn, sprang durch das Wasser und stürzte auf das Tier los. Wie der Hund aber dem Hammel so nahe war, dass er ihn hätte packen können, wandte er sich um, lief dann abermals und abermals hin und kehrte in der Nähe des Hammels jedes Mal wieder um. Da ging der Mann selbst über den Bach, um das schöne, herrenlose Tier womöglich einzufangen. Allein wie er ihm bereits so nahe gekommen war, dass er ihn fassen konnte und er die Hände schon nach ihm ausstreckte, war der Hammel ihm sogleich entrückt, lief aber noch immer dicht vor ihm her. Nachdem der Mann auf die Art eine gute Weile lang sich vergeblich abgemüht hatte, sah er plötzlich, wie der Hammel vor seinen Augen sich in ein prächtiges Stück Rind­vieh verwandelte. Auch dies verfolgte er eine lange Strecke auf der Straße; aber umsonst. Kurz vor Balingen wurden endlich aus diesem Rind drei Reiter, die in die Stadt ritten.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852