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Die Waldarichskapelle

  Eine mündliche Überlieferung aus Murrhardt

Als der heilige Waldarich den Grundstein zu der Kapelle legte, die an die gotische Klosterkirche in Murrhardt angebaut worden war, so war der Stein am anderen Morgen fort und lag auf einem ganz anderen Platz. Da holte ihn der heilige Waldarich zwar wieder; allein am nächsten Morgen war er abermals fort, und das wiederholte sich noch einige Male. Darauf sprach der Einsiedler: »Willst du nicht hierbleiben in Gottes Namen, so bleib in des Teufels Namen!«

Da zersprang der Stein, und nun wurde die Kapelle an die Klosterkirche angebaut.

Später entstand außerhalb des Ortes an der Stelle, wo man den Grundstein jedes Mal wiederge­funden hatte, die berühmte Wallfahrtskirche des heiligen Waldarich, in der er auch begraben liegen soll.

Von den Protestanten wird noch immer am Karfreitag eine Wallfahrt nach dieser Waldarichskirche angestellt.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852