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Die beiden Spieler

  Eine mündliche Überlieferung aus Altshausen

In dem Marktstecken Altshausen spielten einmal zwei Männer um Geld.

Von denen hatte der eine gesagt: »Ich spiele in Gottes Namen.«

Der andere aber: »Ich spiele in des Teufels Namen.«

Der Letztere nun gewann in einem fort, und der andere, der in Gottes Namen spielte, verlor, was er hatte. Da zweifelte er an seinem Gott. Im Zorn nahm er sein Gewehr und schoss auf ein Bild des gekreuzigten Heilandes, welches dastand. Zweimal verfehlte er den Kreuzstock. Als er ihn aber beim dritten Schuss traf, da floss Blut aus dem Bild, und sofort versank er selbst in die Erde bis an den Hals. Niemand konnte ihn heransziehen. Nur ein frommer Priester, der mit Kreuz und Fahne herbeikam, vermochte ihn endlich freizumachen. Darauf ging er heim und schnitt sich in der Verzweiflung den Hals ab.

Das Loch aber, wo der freche Schütze versanken war, ist bis auf diesen Tag geblieben. Schon mehr als hundertmal hat man es mit Erde aufgefüllt, aber jedes Mal sinkt die Erde wieder bis auf anderthalb Schuh tief.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852