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Erbsen
Eine mündliche Überlieferung aus Wurmlingen
Durch Erbsen, welche in der Karfreitagsnacht gepflanzt sind, kann man sich unsichtbar machen. Dabei ist aber Folgendes zu beobachten. Man muss einen Totenkopf ausgraben, denselben mit Erde ausfüllen und in der Karfreitagsnacht drei Erbsen dahineinstecken, sodann den Totenkopf unter der Dachtraufe der Kirche wieder begraben und hierauf in der Kirche sein Glaubensbekenntnis hersagen. Nimmt man von den Erbsen, die auf diese Art gezogen werden, eine in den Mund, so wird man unsichtbar. Früher haben sich die Wilderer oft solcher Erbsen bedient und sich durch dieselbe in allerlei täuschende Gestalten, zum Beispiel in »Holzstumpen« verwandeln können.
Ein Bursche aus Wurmlingen steckte einmal solche Erbsen auf dem Kirchhof bei der Wurmlinger Kapelle. Wie er nun aber in der Kapelle das Glaubensbekenntnis ablegen wollte, da zogen viele Verstorbene, die er kannte, als Geister an ihm vorüber, worauf ihn plötzlich ein solcher Schauder ergriff, dass er forteilte und heftig krank wurde.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852