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Hexen 1

Hexen sind in der Regel Weiber, die sich dem Teufel verschrieben haben, dass sie Schaden stiften wollen. Ose vererbt sich auch die Hexerei in gewissen Familien, indem die Mütter ihre jungen Kinder, besonders die ungetauften, dazu anhalten und sie zum Beispiel schon tanzen lassen. So sollen namentlich die ältesten Töchter in den meisten Familien Hexen sein. Eine Hexe ist auch nach dem Tod dem Teufel verfallen und zieht im Mutesheer mit ihm durch die Luft. Während ihres Lebens hat sie keine Ruh und Rast, sondern ist beständig getrieben, Menschen und Tiere zu quälen und Früchte und Felder zu verderben, soviel sie kann. Dazu aber hat sie vom Teufel übermenschliche Macht erhalten. Eine Hexe kann Frost, Sturm und Gewitter hervorbringen, kann Krankheiten und Tod bewirken, kann sich schnell an jeden Ort hinzaubern, wohin sie will, indem sie auf Katzen oder auf Besen und Ofengabeln durch die Luft reitet.

Namentlich reiten alle Hexen so zu ihren wöchentlichen und jährlichen großen Versammlungen, die auf gewissen Bergen gehalten werden. Hier müssen sie dem Teufel Bericht erstatten über das, was sie ausgeführt haben und bekommen neue Aufträge. Zugleich wird getanzt, geschmaust und aus Kuh- und Pferdehufen getrunken.

Von dem Hexenritt werden die Katzen oft ganz mager und krank. Schneidet man ihnen dann aber ein Stück vom Ohr oder vom Schwanz ab, so sind sie untauglich zu dem Ritt und erholen sich wieder.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852