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Die Eisenbahn und der Teufel
Eine mündliche Überlieferung
Nachdem die württembergische Eisenbahn von Plochingen bis Süßen im Herbst 1847 eröffnet worden und die Bauern nicht ohne Haarsträuben und innerliches Grauen den unheimlich wühlenden Riefenmaulwurf, die dampfende und pfeifende Maschine, betrachtet hatten, verbreitete sich plötzlich das Gerücht, ein kleines dürres Männlein im grünen Rock sei auf der Eisenbahn gefahren und habe geäußert, dass, wenn es nicht geholfen hätte, man keine Eisenbahn haben würde. Übers Jahr aber in derselben Stunde werde es wieder darauf fahren, und dann werde es mit der ganzen Eisenbahn ein Ende haben. Niemand habe diesen seltsamen Mann während der Fahrt erkannt. Als er aber auf der Station Ebersbach ausgestiegen war, habe man an den Bocksfüßen gesehen, dass es der leibhaftige Teufel gewesen sei.
Später ist er noch einmal auf der Eisenbahn gefahren, aber ganz allein und unsichtbar in einem bloßen Wagen, ohne Lokomotive, also, dass man sich nicht genug hat verwundern können, als ein leerer Wagen so von selbst daher gefahren kam.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852