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Der Schimmelreiter bei Hohenstaufen
Eine mündliche Überlieferung
In dem Wald zwischen Göppingen und Hohenstaufen reitet der Schimmelreiter auf einem großen, prächtigen Gaul. Er ist als Jäger gekleidet und tut niemanden etwas zuleide. Indes geht immer ein heftiger Wind vor ihm her und begleitet seinen Zug durch den Wald.
Überall in Schwaben kennt man den Schimmelreiter. Er hat seine bestimmten Wege, Wälder und Täler, wo er umgeht. Bei Altenrieth zum Beispiel reitet er in der »Hölle«. In Mittelstadt zeigt er sich hinter der »Krone«. Ebenso hat er bei Balingen, bei Nordstetten und sonst seine gewissen Straßen, die er nie verlässt. Gewöhnlich erscheint er als Jäger gekleidet, zuweilen auch in einen Mantel gehüllt. Neckerei kann er nicht leiden. So rief in Mittelstadt einmal ein Mann aus dem Fenster, als der Schimmelreiter vorüberzog:
Geistle, Geistle, mach dich leicht,
dass du bald bei mir seist!
Da kam er wie ein Stern ans Fenster gefahren, dass der Mann erschrak und fast ohnmächtig wurde.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852