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Den Trilpetritsch jagen 1
Eine mündliche Überlieferung aus Friedingen a. d. D. und aus Tettnang
In Spinnstuben, wenn mutwillige Burschen und Mädchen zusammen sind, veranlasst man wohl einen recht dummen Menschen, den Trilpetritsch zu fangen. Er wird während der Dunkelheit mit einem Sack ins Freie geführt und vor ein Erdloch oder eine enge Gasse hingestellt, um den Trilpetritsch, den die übrigen jagen wollen, in seinen Sack aufzufangen. Dabei muss er aber ganz still sein. Während er nun mit geöffnetem Sack an seinem Platz steht und die anderen tun, als ob sie den Trilpetritsch hineintreiben wollen, schleichen sie sich auf einem Umweg wieder ins Haus zurück und lassen den Dummen so lange draußen stehen, bis er selbst merkt, dass man ihn nur zum Besten gehabt. Nachher wird er noch lange ausgelacht und heißt der Trilpetritsch.
Gewöhnlich führt man dies Jagen des Trilpetritsch nur bei strenger Winterkälte auf, sodass der Angeführte recht frieren muss. Auch kommt es vor, dass man dem Sackhalter, wenn er lang dagestanden hat, von hinten Wasser über den Kopf gießt. Was für ein Wesen man sich unter dem Trilpetritsch bestimmter vorgestellt hatte, wusste niemand mehr zu sagen.
Einmal, erzählt man, sei in der Nähe von Friedingen einem solchen Burschen, der vor einer alten Fuchsgrube stand, ein Hase in den Sack gesprungen, worauf er ganz vergnügt ins Haus gelaufen war und gesagt hatte. er habe den Trilpetritsch gefangen. Und dann habe er zu allgemeinem Schrecken den Hasen in der Stube losgelassen.
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852