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Dies hat Huonzel getan
Eine mündliche Überlieferung aus Bühlertann
Bei Bühlertann hielt sich ehedem ein Geist auf, den man »Huonzel« oder »Kuonzel«, d. i. Konradle, nannte. Derselbe spukte besonders im Hirtengarten. Da hatten sich einmal mehrere Burschen in einem Gartenhaus zusammengesetzt und spielten Karten. Einer aber, der ein mutwilliger Knabe war, spielte nicht mit und ging indes hinaus und befestigte eine Nadel an einem Stecken, öffnete dann die Gartentür ein wenig und stach mit der Nadel die Spieler, indem er jedes Mal sagte: Das hat Huonzel getan.« Nachher begab er sich wieder zu seinen Kameraden. Als diese ausgespielt hatten, gingen sie unangefochten zur Tür hinaus. Jener Stupfer aber war zufällig der Letzte. Wie der heraustrat, packte ihn mit einem Mal Huonzel, zog ihm im Nu die Haut über die Ohren, dass er mausetot war, und breitete sie über das Dach des Gartenhauses aus. Dann schrieb er mit einem seiner Finger auf die Haut: »Dies hat Huonzel getan.«
Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852