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Das niesende Waldmännle

  Eine mündliche Überlieferung aus Bühl

Einige Bauern aus Bühl gingen einmal nach Dußlingen durch den Wald. Während sie mit einander sprachen, hörten sie in der Nähe ein Wimmern, achteten aber nicht darauf und gingen weiter. Bald darauf hat jemand im Walde »genossen« (geniest).

»Helf dir Gott!«, riefen sie ihm zu.

Da nieste es noch einmal.

»Helf dir Gott!«, riefen sie wieder.

Als es aber zum dritten Mal nieste, sagten sie unwillig: »Ei, so geh zum Teufel!«

»Ich glaube, da will uns einer zum Besten haben«, sagte ein anderer.

Alsbald aber trat ein kleines Männlein hervor, jammerte und sprach: »Ach, hättet ihr zum dritten Male ›Helf dir Gott!‹ gesagt, so wäre ich erlöst gewesen. Nun aber muss ich warten, bis eine Eichel vom Baum fällt und aus der Eichel ein Baum wächst und aus dem Baum Bretter geschnitten werden und aus den Brettern eine Wiege gemacht wird. Das Kind, das in diese Wiege zu liegen kommt, das kann mich dann erst erlösen.«

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852