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Der Poppele auf Hohenkrähen 4.Sage

  Mündliche Überlieferungen aus Engen und der Umgebung von Hohentwiel

Einst hatte ein früherer Bewohner von Hohenkrähen eine Magd, die jedes Mal, wenn sie die Kühe melkte, von der süßen Milch trank und dann von unsichtbaren Händen Ohrfeigen bekam. Deshalb kündigte sie ihrer Herrschaft den Dienst auf. Als der Hausherr fragte, weshalb sie fort wollte, sagte sie lange den eigentlichen Grund nicht, gestand aber doch endlich, dass sie sich nicht länger beim Melken schlagen lassen möge.

»Dann musst du irgendetwas getan haben, was nicht recht ist«, sagte der Herr, »sonst hättest du keine Schläge bekommen.«

Die Magd leugnete zwar anfangs alles, bekannte dann aber doch ihre Schuld. »So lass nur das Milchtrinken«, sprach der Herr, »dann wird dir nichts wieder geschehen.«

Das tat sie denn auch, und seitdem hat sie keine Ohrfeigen mehr bekommen.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852