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Die Rotmäntele

  Eine mündliche Überlieferung aus Schlath

In der »Halde«, einem Berg beim Fuchseckhof, oberhalb Schlath, hielten sich ehemals kleine Erdmännle auf, die nachts die »Lichtstuben« besuchten und sich mit den Spinnerinnen unterhielten. Man wusste nicht, wie sie hießen. Weil sie aber immer rote Mäntelchen umhatten, so haben die Burschen ihnen den Namen Rotmäntele »geschöpft.«

Wenn sie fortgingen, so sangen sie gewöhnlich. Da schlichen ihnen die Burschen eines Abends nach und vernahmen nun folgende Worte, die sie miteinander sangen:

»Dass dees mein Schatz nit weiß, Dass i San-Nefle1) heiß!«

Als sie wiederkamen, wurden sie von den Burschen hiermit so lange geneckt, bis sie endlich ganz weggeblieben sind.

Quelle: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Dr. Ernst Meier, Stuttgart, Verlag der J. B. Metzler'schen Buchhandlung, 1852


1)
In Tübingen sagte man sonst zu einem »verbutteten«, zwergartigen Kinde: »Du bist ein rechtes Sankt Nefle«, was offenbar der obige Name »San-Nefle« ist.