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Das Kreuz mit dem Mühlrade bei Öhna

  Zimmermann in den Akten der Naturf, Gesellsch., 
  Sektion für Alterhümer II. No. 90. Msc.

Ganz nahe bei dem romantischen Felsentale von Öhna in der Nähe von Bautzen, am Abhange eines Berges, der sich nach dem Spreetale absenkt, ist ein steinernes Kreuz mit einem eingegrabenen Mühlrade. Die Sage erzählt:

Im nahen Spreetale lebten einst zwei Müller, von welchen der eine einen Sohn hatte, der außerordentlich stark war. Einst saßen beide und zechten. Halb berauscht gingen sie eine Wette ein, nach welcher der starke Müllerssohn einen Sack Getreide von der Mühle aus den Berg in die Höhe tragen sollte, so weit, bis er die Turmspitzen von Budissin sehen könnte.

Ob nun gleich der andere Müller trüglicherweise noch einen schweren Stein heimlich in den Sack gesteckt hatte, so trug der starke Müllerssohn den Sack gar rüstig den Berg in die Höhe. Noch drei Schritte, und er sah die Türme von Bautzen. Siehe, da schnitt der andere mit seinem Messer das Band entzwei, das seine Hosen zusammenhielt. Sie fuhren herab, der Jüngling stürzte und brach den Hals.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 1862, Teil 2, Nr. 219