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Erbauung der Kirche in Nieda
Handschrift der Breslauer Lusatia No. 1
Auf dem Wolfsberge bei Nieda stand vor Alters eine Kapelle, dem heiligen Wolfgang geweiht. Sie ist eine der ältesten in der Oberlausitz und war der gottesdienstliche Mittelpunkt der ganzen Gegend (wie denn die niedaer Kirche noch heute ein großes Kirchspiel hat). Als sie baufällig geworden und auch die Gläubigen, welche sie fleißig besuchten, nicht mehr fassen konnte, riß man sie ein und wollte eine neue, größere Kirche auf derselben Stelle bauen. Der begonnene Bau konnte jedoch nicht fortgeführt und zu Ende gebracht werden, denn stets war das, was man den Tag über aufgemauert hatte, in der Nacht an die Stelle heruntergetragen, wo jetzt die Niedaer Kirche steht. Hieraus erkannte man denn den Willen Gottes und errichtete nun das Gotteshaus am Fuße des Berges an der Stelle, welche dazu von höherer Hand bezeichnet worden war.
Anmerkungen: In christlichem Sinne geschieht hier dasselbe, was beim Löbauer Berge einen ganz heidnischen Anstrich hat. (Vgl. No. 189)
Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862