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Die Sueven und die Serben
Manlii Comment. in Hoffm. script. R. L. I. 134. Brotuff S. 2. Abr. Frenzel, hist. eccl. Schonav. msc. Destin. lit. V. 432. cf. Tacitus Germ. c. 39.
Ober- und Niederlausitz bewohnten in den ältesten Zeiten die Sueven, das tapferste und mächtigste deutsche Volk, welches sich in mehre Stämme theilte. Der Stamm der flinger oder Silinger saß in der Oberlausitz, der der Semnonen in der Niederlausitz. Diese deutschen Bewohner wurden um das Jahr 450, zu den Zeiten des Kaisers Theodosius des Jüngern, von den Slaven vertrieben, welche sich ebenfalls in mehre Stämme spalteten, von denen der der Serben oder Sorben diese Gegenden einnahm.
Die Serben hießen so von dem Worte Serp, die Sichel. Einige jagen, sie hätten sich Sichler genannt, weil sie ein ackerbautreibendes Volk waren. Andere meinen, Serp bedeute auch ein Schwert, und da alle Schriftsteller von den stammverwandten Sormaten sagen, daß sie einen Säbel göttlich verehrt hätten, dieser Volksname keine so friedliche Bedeutung, sondern bezeichne sie als Säbelverehrer, als ein kriegerisches Volk.
Anmerkungen:
1. Von den Semnonen wird gerühmt, daß sie von allen Sueven die edelsten und besten waren, gerecht, redlich, bieder, ein Muster ihren Stammverwandten, so daß Strabo meint, sie hätten ihren Namen von dem griechischen Worte semnos erhalten, welches so viel als ehrenwerth bedeutet.
2. Viele finden in dem Namen der Zillichsteines bei Arnsdorf, also in altheiliger Gegend, den Namen der Silinger. (Lau. Mag. 1823, 36.)
Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862